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4 Deserts 6. Atacama Crossing Chile 8.-13.03.2010

Finisher Medaille 6. Atacama Crossing Chile 2010
Link: Ergebnis (.pdf) |Ergebnis (.xls) | VideoVideo (5MB) | Bilder
die Vor- geschichte Super! Zwei Tage vor dem Abflug zur ursprünglich geplanten Libyen Challenge am 20.02. wird, wegen politischer Streitigkeiten zwischen Libyen und der Schweiz und dem daraus resultierenden Einreiseverbot für Bürger aus den Schengen Staaten, die Libyen Challenge abgesagt. Die Enttäuschung ist sehr groß.
Auf der Suche nach Alternativen stoße ich aber ziemlich bald auf Atacama Crossing, die ich eigentlich evtl. 2011 laufen wollte. Eine Woche vor dem Start, am Freitag, frage ich beim Veranstalter nach, ob noch eine kurzfristige Teilnahme möglich ist. Gleichzeitig melde ich mich schon über die Webseite an und nach positiver Rückmeldung buche ich einen Flug über Sao Paulo, Santiago bis nach Calama, 1000 km nördlich von Santiago. Auch der Minibustransfer von Calama ins 100 km weiter östlich gelegene San Pedro ist schnell organisiert. Und ein paar zusätzliche Trockenmahlzeiten sind auch schnell bestellt.
Einen Tag später, am Samstag den 27.02., dann das schwere Erdbeben in Chile ca. 500 km südlich von Santiago. Es ist unglaublich. Die Alternative zur Libyan Challenge scheint auch zu platzen. Am Abend bin ich mir ganz sicher, das war's und aus Frust leere ich erstmal ein Fläschchen.
Am Sonntag Morgen ist dann eine Mail von RacingThePlanet im Postkasten. Die Atacama Crossing soll stattfinden. Ja!! Meine Laune steigt schlagartig. Hoffentlich hat das Fläschchen Wein gestern nicht geschadet...
04.03. Vier Stunden benötige ich für die Zugfahrt nach Frankfurt. Ich bin guter Dinge als ich drei Stunden vor dem geplanten Abflug um 20:25 Uhr in der Abflughalle ankomme. Nachdem ich mich in der Check-In Schlange 20 Minuten nach vorne gewartet habe, bekomme ich mitgeteilt, dass ich mich, da ich von Sao Paulo einen Anschlussflug nach Santiago benötige, ich mich an einem andern Schalter anstellen muss. Ich habe schon böse Vorahnungen und nach etwa 2 Stunden Warterei in der anderen Warteschlange die Gewissheit, mein Flug von Sao Paulo nach Santiago ist gecancelt und man kann oder will mich nicht auf einen anderen Flug umbuchen. Am Samstag könnte ich fliegen (wahrscheinlich), aber das wäre nun wirklich zu spät für mich. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mit der letzten Bahn zurück nach Osnabrück zu fahren. Super!! Meine Laune ist mal wieder auf dem Tiefpunkt. Zum dritten Mal (!) innerhalb weniger Tage scheinen sich meine Pläne zu verflüchtigen. Um 0:30 Uhr bin ich wieder in Osnabrück und schreibe erstmal eine Mail an die Leutchen von RacingThePlanet nach Chile, dass ich es nicht rechtzeitig nach Chile schaffen werde.
05.03.
Die Atacama Crossing 2010 habe ich eigentlich schon abgehakt. Ich telefoniere den ganzen Vormittag mit der Fluggesellschaft TAM, mit meinem Online Reisebüro, bei dem ich den Flug gebucht habe und tausche einige Mails mit Leuten von RacingThePlanet in Chile aus. Zusätzlich erkundige ich mich nach Laufalternativen. Für einen 100 Meilen Lauf bei Los Angeles übermorgen ist die Anmeldefrist leider schon abgelaufen und sonst ist auf dem Globus nicht mehr viel los.
Um 13:30 Uhr dann endlich die Entscheidung. Die Fluggesellschaft kann mich nun doch auf den heutigen Abendflug umbuchen. Nur für den Flug von Santiago nach Calama kann man mir keine Zusage machen. Aber das ist egal. Dort muss ich dann eh sehen wie ich in das 1000 km nördlich gelegene Calama bzw. nach San Pedro komme, denn der Flug von Santiago nach Calama wurde ja schon vor einigen Tagen gestrichen.
Nun aber hopp, hopp! Ich muss in 45 Minuten den Zug nach Frankfurt erreichen.
Heute klappt der Check-In einigermaßen problemlos und recht pünktlich um 20:30 Uhr geht es dann auch wirklich los. Und eine Bordkarte für den Weiterflug nach Santiago habe ich auch schon in der Tasche ...
06.03.
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Nach 12 Stunden Flug komme ich um 4:30 Uhr Ortszeit (-4Std.) in Sao Paulo an. An einem Schalter der chilenischen Fluggesellschaft LAN möchte ich mich nach einem Weiterflug nach Calama erkundigen. Zu meiner Überraschung erzählt mir der nette Herr aber nur, dass ich nicht mit dem von mir gebuchten Flug um 9:00 Uhr, für den ich auch schon eine Bordkarte in der Tasche habe, mitfliegen kann. Evtl. kann ich dann aber um 18:00 Uhr nach Santiago fliegen, was für mich natürlich wieder viel zu spät wäre. Mist!!! Ich erhebe vehement Einspruch und nach einigem hin und her kann ich dann plötzlich doch mitfliegen und man gibt mir eine zweite, handschriftliche Borkarte, identisch mit der Bordkarte, die ich schon seit Frankfurt in meiner Tasche habe. Egal. Nicht drüber nachdenken. Rein ins Flugzeug und nach 3 1/2 Stunden stehe in endlich in Santiago de Chile.
Bei dem Erdbeben vor einer Woche wurde das Flughafenterminal offensichtlich so stark beschädigt, dass es zur Zeit nicht nutzbar ist. Busse bringen die Passagiere zu Zelten, in denen die Einreiseformalitäten erledigt werden. Vor den Zelten kann man sich seinen Koffer direkt vom Gepäckanhänger holen. Alles ist improvisiert, aber alles funktioniert.
Wie komme ich nun nach Calama? Ich mache mich auf zum domestic flight check-in Schalter der LAN. Der ist in einem Zelt auf der anderen Seite des gesperrten Flughafengebäudes. Kurz vor dem Erreichen des Zeltes werde ich von zwei RacingThePlanet Mitarbeitern an meinem Rucksack erkannt. Die Beiden sind auf die Nachzügler angesetzt um Ihnen ein wenig behilflich zu sein. Im nächsten Calama Flug um 16:30 Uhr sind auch noch genügend Plätze frei, deshalb klappt nun alles reibungslos. Um 16:00 Uhr setzt der Bus die Passagiere dann aber zunächst am falschen Flieger ab. Also wieder rein in den Bus und zum nächsten Vogel. Der ist zwar richtig, aber leider kaputt, wie sich nach einem vergeblichen Reparaturversuch herausstellt. Also wieder raus aus dem Flugzeug und rein in den Bus. Beim nächsten Flugzeug ist dann aber alles in Ordnung, sodass es mit 2-stündiger Verspätung endlich um 18:30 Uhr losgehen kann. 1 1/2 Stunden später ist auch Calama erreicht und wenige Minuten später sitze ich auch schon als einziger Passagier in einem Mercedes Sprinter Bus und bin auf dem Weg nach San Pedro de Atacama ins Hotel Kunza. Um 21:30 Uhr treffe ich dort auf meinen Zimmerkollegen Ricky aus den USA, Ash aus Kanada und einigen weiteren Laufkollegen.
07.03.
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Nach dem Frühstück geht's in ein anderes Hotel zur Kontrolle der Ausrüstung. Der Rest des Gepäcks bleibt zurück. Nach der Gepäckkontrolle werden alle Teilnehmer in das erste Camp transportiert. Nach 1 1/2 Stunden ist es erreicht und jeder bezieht 'sein' Zelt. Für die nächsten sechs Nächte ist das Zelt 14 mit Jack (94) und David (105) aus Südafrika, Joanna (156) und Richard (152) aus Großbritannien, Diana (59) aus Irland, Ian (5) aus Schottland und James (83) aus England mein Zuhause.
08.03.
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stage 1
37 km
4:57:58
Logo Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Erdbebens vor einer Woche erfolgt um 8:15 Uhr der Start zur 1. Etappe. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich ein nicht so gutes Gefühl. Im moderaten Tempo geht es los und da es hier oben am Morgen in 3200m Höhe noch recht kühl ist, habe ich auch noch meine roten FCB Handschuhe an. Schon nach wenigen Metern habe ich wieder diesen stechenden Schmerz an der rechten Kniekehle bis zur Wade, wegen dem ich in den letzten zwei Wochen schon nicht mehr vernünftig trainieren konnte. Nach ein paar Kilometern hört der Schmerz auf. Dafür habe ich nun einen stechenden Schmerz im rechten Fuß, wenn ich mit dem Teil nicht ganz gerade auftrete. Ansonsten geht es eigentlich gut vorwärts bis zum 1. Checkpoint.
Die Checkpoints sind immer ungefähr 10 km auseinander. Dort wird dann die aktuelle Reihenfolge und die Zeit notiert. Zusätzlich kann man dort bis zu 1 1/2 Liter Wasser erhalten. Ich nehme immer eine ganze Flasche und komme damit eigentlich auch gut hin.
Bis zum 2. CP geht es noch gut vorwärts, aber dann, ab km 22, geht plötzlich nichts mehr. Die Beine machen total zu und ich schleppe mich so bis zum 3. CP. Wenn schon nach gut 20 km nichts mehr geht, wie soll das erst in den nächsten Tagen werden? Eigentlich hatte ich gehofft, dass Gedanken wie "Was soll das hier?" oder "Warum tue ich mir das an?" erst in ein paar Tagen auf der langen Etappe kommen. Aber schon jetzt? Ich werde von einigen Leuten überholt.
Die letzten paar Kilometer bis ins Ziel kann ich wieder schneller laufen und mir noch ein paar Plätze zurückholen. Im Ziel ist es dann der 21. Platz in knapp unter 5 Stunden. Das ist doch gar nicht so schlecht. Das hätte ich nicht mehr gedacht.
Am Nachmittag ist regenerieren angesagt. Zwischendurch lese ich im "Cyber Tent" die E-Mails, die ich von zuhause erhalten habe. Das ist ein Highlight des Tages und das wird in den nächsten Tagen auch so bleiben. (Danke an Christian, Dori, Eberhard, Ele, Hanspeter, HaWe, Linnea, Lotta, Michel, Rafael, Sebastian, Uschi und Holger, Werner und Sabine)
09.03.
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stage 2
42 km
6:39:59
Um 8:00 Uhr ist der Start zur heutigen 42 km Etappe. Heute habe ich ein deutlich besseres Gefühl als gestern. Nach ca. einem Kilometer erreicht man einen kleinen Bach, der erst einmal durchquert werden muss. Es geht weiter am Bach entlang in einen nur wenige Meter breiten Canyon. Mindestens 15-20 mal muss der Bach durchquert werden. Teilweise ist keine Uferböschung vorhanden, sodass immer mal wieder für einige zig Meter im Wasser gelaufen werden muss. Das macht richtig Spaß und geht so bis zum 1. CP nach 10 km.
Ein oder zwei Kilometer nach dem Checkpoint muss man von einer 4 WD Straße um 90 Grad nach rechts abbiegen. Obwohl ich mir vor dem Start extra vorgenommen habe nur auf die pinkfarbenen, wegweisenden Fähnchen zu achten, bin ich leider an dieser Stelle offenbar so im Lauftran, dass ich die Abbiegung verpasse. Mark aus Las Vegas ist schon 300 m voraus. Nach einiger Zeit fällt ihm auf, dass schon einige Zeit keine Fähnchen mehr zu sehen sind. Alles klar. Hinter mir ist auch keiner mehr zu sehen. Kurz fluchen und zurücklaufen ist die einzige Möglichkeit. 15 Minuten hat diese Unachtsamkeit gekostet.
Es geht durch einen wunderschönen Canyon leicht bergauf. Dann muss ein schmaler, paar hundert Meter langer Tunnel durchlaufen werden. Drinnen ist es stockduster und genau in der Mitte des Tunnels liegt ein großer Felsen, den man durch die Dunkelheit nur schemenhaft erkennen kann, im Weg. Am anderen Ende geht es nochmal 100 m steil den Berg hinauf, dann steht man auf einem breiten Bergkamm mit wunderbarer Aussicht in das Tal. Hier geht es jetzt einige Kilometer entlang. Mehrmals halte ich kurz an um ein Foto zu machen. Dann weisen die Fähnchen plötzlich den Weg links über den Bergkamm. Schon wieder laufe ich 50 Meter dran vorbei. Man muss eine mind. 200 m hohe Sanddüne runterlaufen bis man dann bald den 2.CP erreicht. Erst knapp 21 km sind geschafft, aber schon jetzt habe ich dieses "Ich kann nicht mehr/Was mache ich hier" Gefühl in den Beinen. Einige Kilometer bis zum CP3 muss ich wieder marschieren, wie so viele andere Kollegen auch, was mich aber nicht wirklich tröstet. Am CP3 erfahre ich, dass ich momentan 24. bin. Evtl. geht da ja noch was? Teilweise kann man auf dem nun festen Sanduntergrund wieder gut laufen und schnell habe ich den Ersten eingeholt. Dann noch Einen und noch Einen und noch Einen. Als 20. laufe ich in das Ziel. Totaler Quatsch eigentlich, so ein Wettrennen bei dieser Hitze mit Rucksack. Aber irgendwie macht es ja auch Spaß. Fast 6:40 habe ich heute für die 42 km gebraucht. Mein gutes Gefühl von heute morgen hat getrogen. Und dies sollte doch eigentlich eine relativ einfache Etappe sein. Na denn bin ich mal gespannt auf morgen. Im Moment habe ich überhaupt keine Lust mehr auf das Gleiche morgen und übermorgen. Aber es hilft ja nichts. Und außerdem sind es ja nur noch 170 km ...
10.03.
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stage 3
42 km
6:00:47
Die ersten 20 km verlaufen meist über ordentlich zu laufende 4WD Tracks. Ich komme gut voran und bin am CP1 auf dem 5. und am CP2 immer noch auf dem 7. Platz. Offenbar haben die langen 'Trainingsläufe' gestern und vorgestern etwas gebracht. Zwischen CP2 und CP3 muss dann allerdings zu 80% eine total verkrustete Ebene durchquert werden. Das geht gar nicht. Wenn man auftritt weiß man nie, ob man mind. bis zum Knöchel einbricht und sich was aufschrappt. Zusätzlich ist dann auch noch ab und an mannshohes Gestrüpp im Weg. Ich kann hier allerhöchstens marschieren. Am CP3 liege ich immer noch auf dem 8. Platz und ich mache mir Hoffnung, heute mal unter den ersten zehn zu sein. Es geht nun durch ein Sanddünengebiet und später über felsiges Gelände stetig bergauf. Hinter mir sehe ich schon den Einen oder Anderen. Als ich mal meine Socken und Schuhe vom Sand befreie, bin ich nur noch 9. und als ich wenig später das letzte große Sanddünengebiet vor dem Ziel erreiche, kann auch noch ein australischer Kollege zu mir aufschließen. Ich sage mir immer wieder, dass das dann aber der Letzte ist den ich vorbeilasse, wenn überhaupt. In der Ferne sieht man schon das Camp, aber es geht noch scheinbar unendlich weiter über zig Meter hohe Dünen. Wenn man glaubt, gleich sei man da, dann geht es garantiert noch links oder rechts rum und noch ein paar Dünen müssen bezwungen werden. Plötzlich taucht noch eine Oase mit einem kühlenden Wasserlauf auf. Da durch, dann wieder die nächsten Sandhindernisse. Die letzte Düne direkt vor dem Ziel ist wieder so ein Klopper. Ziemlich hoch und ziemlich steil das Teil. Der knallheiße Sand läuft mir in die Schuhe und verbrennt mir fast die Zehen. Diese letzte Hammerdüne kostet mich dann auch eine Zeit knapp unter 6 Stunden. Den australischen Kollegen musste ich dann am Ende doch ziehen lassen, aber der 10. Platz heute ist super. Das allerbeste aber ist, dass nun so ziemlich die Hälfte der 250 km geschafft ist.
11.03.
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stage 4
41 km
6:33:41
Zu Beginn der 4. Etappe geht es erstmal ein paar mehr oder weniger feste Dünen rauf und runter. Das kostet schon mal ein wenig Kraft. Dann rein in einen kleinen, dicht bewachsenen Canyon mit einem kleinen Bach mittendrin. Also rein in den Bach, raus aus dem Bach oder einfach ein paar zig Meter durch den Bach. Das macht Spaß. Bis zu den Knien reicht mir das Wasser. An einem Ausstieg vermisse ich dann aber plötzlich den Boden unter den Füßen und tauche bis zur Brust ein. Weiter durch den Canyon bis zum CP1 in einem Dorf. Am Ende vom Dorf liegt eine bis zum Horizont reichende, gut zu laufende steinige Ebene. Nach endlosen Kilometern erschrecke ich mich plötzlich. Vollkommen unerwartet werde ich von zwei Hunden überholt. Einer gesellt sich zu mir und so habe ich für die nächsten Kilometer einen Begleiter. Powerbar Riegel mag mein Begleiter aber nicht, denn das von mir angebotene Stück wird verschmäht. Nach der Ebene geht es noch durch einen Wald, dann habe ich den CP2 erreicht. Danach kommt eine nicht enden wollende Salzebene. Ein Laufen ist auf diesem extrem welligen, salzverkrusteten Untergrund nicht möglich. 2,5 Stunden benötige ich bis zum 14 km entfernten CP3. Dabei laufe ich die letzten paar Kilometer mit Paul aus GB vom Jungle Marathon. Eine schöne Abwechslung, die uns beiden nützt. Nun sind es nur noch 6 km auf recht ordentlichen Wegen bis zum Ziel. Mit dem 12. Platz heute bin ich dann super zufrieden. Außerdem habe ich jetzt das Gefühl, dass es nun so gut wie geschafft ist. Mir kann nun nichts mehr passieren.
12.03.
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stage 5
75 km
10:51:23
Heute steht die lange Etappe an. Ich habe ein sehr gutes Gefühl und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Der Start erfolgt zu unterschiedlichen Zeiten. Um 10:30 Uhr die vier Führenden, um 8:30 Uhr die 16 Folgenden und um 7:30 Uhr der große Rest. Als 14. geht es für mich um 8:30 Uhr los. Die Hitze ist noch erträglich, als zunächst ein ein Kilometer flacher Salzsee mit diversen Tümpeln durchquert wird. Dann geht es weiter zum 14,5 km entfernten 1. Checkpoint. Schwierig zu laufendes, unebenes, stark verkrustetes Terrain hier. Ich fühle mich aber gut und es geht flott vorwärts. Nach einigen Kilometern habe ich die Spitze übernommen und auch bald die ersten Leute der 7:30 Uhr Startgruppe eingeholt. Auch nach dem CP1 geht es flott weiter bis zum 2. Checkpoint. Das Überholen der vor mir gestarteten Läufer ist sehr motivierend und macht Spaß. Es erinnert mich an den Paul-Moor-Benefiz Marathon aus dem letzten Jahr. Bald sind bis auf 2 oder 3 alle eingeholt. Ab dem CP2 geht es leicht bergauf und meine Kräfte lassen leider schon nach. Aber zumindest sind ja schon 30 km gelaufen. Mittlerweile ist es auch wieder drückend heiß geworden.
Ab Kilometer 35 werde ich leider schon von einigen Läufern aus meiner Startgruppe wieder eingeholt. Der Erste ist Frederik, mit dem ich mich kurz unterhalte, dem es dann aber wohl bald zu lahm wird. Schwupp ist er weg. Dass ich von einigen überholt werde ist mir aber relativ egal, denn es war mir ohnehin klar, dass ich das Tempo der ersten 30 km nicht bis zum Ende durchziehen kann. So bei Kilometer 42 muss eine riesenhafte, an einem Berg anliegende Sanddüne bezwungen werden. 200 Meter geht es steil hoch, aber gottseidank ist der Sand hier etwas fester, also besser zum klettern. Oben angekommen geht es einige Zeit über ein grandioses Plateau. So könnte es auf dem Mars aussehen. Leider ist es sehr windig und ich muss aufpassen, dass mein Käppi nicht wegfliegt. Nach knapp 1-2 km geht es wieder über Sand runter und kurz danach ist der CP3 erreicht. Ca. 44 km sind geschafft.
Weiter geht's. Ein paar Kilometer über plattes Land wo mich der zwei Stunden später gestartete, spätere klare Sieger Ryan Sands flotten Schrittes überholt. Dann rein in ein ausgetrocknetes Flussbett. Rechtsrum, linksrum, rechtsrum und so weiter. Vor mir und hinter mir ist keiner mehr zu sehen. Es ist ziemlich langweilig und nicht besonders schön hier. Am CP4 leere ich erstmal Socken und Schuhe von Sand und Steinen. Beim Ausleeren verliere ich immer 3-5 Minuten, aber dafür geht es später wieder etwas angenehmer voran. Nach dem CP4 ein paar Kilometer auf einer Sandpiste leicht bergauf, dann auf eine richtige Straße. Am Straßenrand steht ein 5km Schild. Ich vermute, dass in einem Kilometer Entfernung wieder ein Schild steht. Um meine Geschwindigkeit zu testen, laufe ich mal wieder ein langes Stück durch. Nach acht Minuten beende ich den Geschwindigkeitstest, denn es kommt wohl kein weiteres Kilometerschild mehr. Dafür ein Warnschild auf ein Minenfeld. Ich erreiche eine Kreuzung und es geht nach rechts weiter. In einigen Kilometer Entfernung sind wieder Berge zu sehen. Da muss ich hin. Die Straße schlängelt sich den Berg hoch. Eigentlich ist es eine schöne Gegend hier. Ab und an fährt ein Minibus mit Touristen vorbei von denen man ungläubig bestaunt wird.
Der letzte Checkpoint vor dem Ziel ist erreicht. Nur noch knapp 9 km. Nicht lange aufhalten. Noch ein letztes mal die Flasche tauschen und schnell weiter. Leider ist die Brühe diesmal wieder richtig lauwarm und der Geschmack ist zum gruseln, um es mal vorsichtig auszudrücken. Der Geschmack des Wassers war für mich in den letzten Tagen eh ein kleines Problem.
Jetzt geht es einen richtig steilen Berg hoch. Einige Touristen von eben sind ausgestiegen und besichtigen irgendwas. Ich halte auch an und leere diesmal nur einen Schuh von Steinchen, das spart zwei Minuten. Einige Zeit weiterlaufen, dann geht es plötzlich nach links von der Straße ab. Nach ein paar hundert Metern und einer Kletterpartie stehe ich plötzlich in einem Bergkessel. Das sieht wieder mal super aus. Also erst einmal ein Foto machen. Wo geht es nun weiter? Nach einer kurzen Orientierungslosigkeit, weiter links rum bis zur Düne in dreihundert Meter Entfernung. Düne hoch und zurückgeschaut. Keiner ist zu sehen. Weiter, rein ins Dünengebiet, Sandhaufen rauf und runter laufen. Einen italienischen Teilnehmer kann ich noch überholen. Bald ereicht man einen engen, verschlungenen Canyon mit einem tiefen Sandboden. Ein paar Touristen sind hier und am Ausgang des Canyons noch eine ca. 20 köpfige Touristengruppe die Beifall klatscht als ein komischer Läufer mit Gepäck im FC Bayern Trikot auftaucht. Nach einem weiteren Kilometer auf Asphalt bin ich ziemlich frustriert, da das Ziel nun eigentlich bald kommen müsste. Das sind doch verdammt nochmal mehr als die angekündigten 9-10 Kilometer! Kein Zeltlager zu sehen. Nur in der Ferne, es mögen wohl noch 3 km sein, sieht man etwas Weißes. Ich vermute, dass das das letzte Camp sein muss. Also weiter. Ich bin so auf das vermutliche Ziel in 3 km Entfernung fixiert, dass ich nicht hundertprozentig auf die pinken Wegfähnchen am Straßenrand achte. Ein Fahrzeug hupt. Ich drehe mich um und es ist ein RacingThePlanet Fahrzeug. Ich bin an der Abzweigung vorbei gelaufen. Also umdrehen und nach 300 weiteren Metern ist das Ziel, versteckt hinter einem Hügel, erreicht. Der 11. Etappenplatz ist super und die Zeit unter 11 Stunden ist auch ok.
13.03.
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stage 6
10 km
0:59:51
Statt eines Ruhetages nach der langen Etappe, wie es sonst bei derartigen Veranstaltungen üblich ist, geht es heute, wegen des um einen Tag verspäteten Beginns wegen des Erdbebens vor zwei Wochen, schon heute auf die letzte kurze Etappe. Um 13:00 Uhr ist der Start für die 10 km. Ich möchte heute versuchen einen einstelligen Etappenplatz zu erreichen. Das sollte mir doch wohl gelingen, denke ich. Die ersten paar Kilometer geht es über einen schmalen Pfad an einem Berghang. Zwanzig oder mehr 5-10 m hohe Hügel geht es dabei rauf und runter. Sehr kräftezehrend. Bald liege ich auf dem 4. Platz mit ein paar Meter Abstand zum 5.. Nach der Hälfte des Weges geht es über eine Ebene und dann über Sandstraßen rein nach San Pedro. Nach vorne kann ich nichts mehr ausrichten, aber nach hinten habe ich schon über 50m Vorsprung. An einer Kreuzung schaue ich kurz nach dem Weg und laufe schräg geradeaus in einen kleinen Weg als ich 20m weiter im Weg eine Markierung sehe. Als ich 200-300m gelaufen bin, schreit jemand von hinten. Es ist der falsche Weg. Sch....., das war's. Die angestrebte Platzierung ist garantiert futsch. Nun kann ich nur noch zurück laufen und das Beste draus machen. Wenige Minuten später erreiche ich dann, im ersten Augenblick leicht enttäuscht, das Ziel.
Wenig später ist die Entäuschung über den unglücklich verpassten 4. oder 5. Etappenplatz vorbei. Hier im Ziel ist eine super Stimmung. Es gibt leckere Pizza und die seit Tagen herbeigesehnte Cola. Vier Büchsen werden ratzfatz vertilgt. Dann geht es zurück ins Hotel unter die Dusche und hinterher in aller Ruhe ein Bier auf der Hotelterrasse. Am Abend um 20:00 Uhr dann die Preisverleihung.
14.03.
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Um 7:15 Uhr fahre ich mit einem Minibus zurück zum Flughafen nach Calama. Es gibt keine Probleme beim Rückflug nach Santiago. In Santiago herrscht nach dem Erdbeben vor zwei Wochen aber immer noch das geordnete Chaos. Die Koffer gibt es immer noch auf dem Flugfeld, aber ich habe eh nur Handgepäck dabei. Leider will keiner so recht was mit meinem bestätigten Rückflug nach Sao Paulo zu tun haben. Ich werde hin und her geschickt. Als ich im 8. Anlauf dann am richtigen Schalter in einem Zelt vor dem Flughafengebäude bin erfahre ich, dass mein Flug ausgebucht ist und ich nur auf der Warteliste stehe. Nach hartnäckigem Nachfragen klappt es dann aber plötzlich doch und ich halte wenig später meine Bordkarte für den Flug nach Sao Paulo in der Hand. Das Flughafengebäude sieht äußerlich unversehrt aus, doch drinnen sind einige Bereiche gesperrt und in freigegebenen Bereichen, dort wo die internationalen Abflüge abgefertigt werden, sind einige Spuren des Erdbebens zu erkennen.
Auch in Sao Paulo geht es nach 5 Stunden ätzender Warterei recht problemlos weiter.
15.03. Am Nachmittag ist Frankfurt erreicht und nach weiteren 4 Stunden mit dem Zug (= 34 Stunden Gesamtreisezeit) bin ich wieder Zuhause.
 
DatumMo. 08.03.Di. 09.03.Mi. 10.03.Do. 11.03.Fr. 12.03.Sa. 13.03.
Etappe123456
Starter 145142134127122122
km 374242417510
km kum.3779121162237247
Zeit/km8:039:318:359:368:415:59
Zeit4:57:586:39:596:00:476:33:4110:51:230:59:51
Zeit kum.4:57:5811:37:5717:38:4424:12:2535:03:48236:03:39
Platz Etappe21.20.10.12.11.12.
Platz Gesamt21.21.16.14.12.12.
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Link:

Official RacingThePlanet Atacama Crossing Homepage
Bericht mit Bildern von Richard aus Zelt 14
Photo Album von Rob Plijnaar
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last update: 29.03.2010