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Um 22:00 Uhr erreiche ich das 290 Kilometer entfernte Start- und Zielgelände in Fröttstädt und finde sofort einen
Top-Stellplatz (kostenlos)
auf der Campingwiese, nur max. 50 Meter von allen Einrichtungen entfernt.
Nach dem Aufstehen um 3:00 Uhr, geht es zunächst zur 30 Meter entfernten Startnummernausgabe. Ruckzuck habe ich meine Startnummer und den Chip für das Armgelenk, sodass noch reichlich Zeit für ein entspanntes Frühstück bleibt. Das ich zu faul war, einen Campingkocher für den Morgentee oder -kaffee einzupacken, ist nicht schlimm, denn im Veranstaltungsgebäude gibt es alles was man braucht. So gönne ich mir an der Frühstücksausgabe für einen Euro einen Kaffee. Statt der belegten Brötchen für 50 Cent, bleibe ich aber beim extra mitgeschleppten Nutellabrot. Um 4:00 Uhr ist der Start. Obwohl für ab 13:00 Uhr mit 90%iger Wahrscheinlichkeit Regen vorausgesagt wurde, habe ich keine Jacke oder sonstwas mitgenommen. Ich denke mir, dass man die letzten zwei, drei Stunden immer irgendwie übersteht, egal wie das Wetter ist. Die Temperaturen sind mit 10-15 Grad recht angenehm, sodass man kein langes Trikot oder eine Jacke braucht. Auch eine Stirnlampe ist nicht erforderlich, da es schon kurz nach dem Start langsam hell wird. Nach einem Kilometer hat man Fröttstädt hinter sich gelassen und es geht auf die große 100km-Schleife durch den Thüringer Wald. Das Wetter scheint zu halten. Nach zwei Stunden ist noch kein Regen in Sicht. Obwohl die Markierung der Strecke sehr gut ist, auf dem Boden sind von Zeit zu Zeit Pfeile mit einen "U" (für Ultra) aufgemalt, laufe ich an einer Spitzkehre mit zwei Abzweigungen, ein paar zig Meter den falschen Weg. Obwohl ich sicher bin, dass fast direkt hinter mir ein paar Leute waren, hat keiner Bescheid gesagt, weshalb ich kurz etwas angedingst bin. Ein paar Kilometer weiter läuft dann ein Kollege, 20 Meter zu früh nach links, in den falschen Weg. Mit einem kurzen Ruf hinter ihm her, kann ich ihn dann vor einem größeren Zeitverlust bewahren. Nach der ersten Verpflegungsstation bei Kilometer 10, stehen alle 5 Kilometer nette Helfer mit Getränken und Kleinigkeiten zum Essen, was vollkommen ausreichend ist. Ich frage mich, warum so viele Kollegen mit Rucksäcken unterwegs sind. Nach 2 Stunden ist das Wetterglück vorbei. Es fängt an zu nieseln und kurze Zeit später richtig an zu regnen. Viele Kollegen, die mit den Rucksäcken, holen, als es garnicht mehr aufhören will zu regen, ihre Jäckchen raus. Ich dagegen werde nass und hoffe auf besseres Wetter, da ja noch einige Stunden zu laufen sind. Noch ist es aber nicht schlimm, da es ja nicht wirklich kalt ist. Als es aber Stunden später immer noch regnet denke ich mir schon, dass auch ich einen Regenschutz gebrauchen könnte, denn in den höheren Lagen des Thüringer Waldes wird es, durch die Nässe, langsam doch etwas kalt. Da passt es ganz gut, als es an einer Verpflegungsstation eine leckere, warme Brühe zu trinken gibt. Nach 4 Stunden Dauerregen kommt dann endlich mal, ein ganz klein wenig, die Sonne raus. Trotzdem regnet es aber weiter. Es scheint wie verhext zu sein. Sogar wenn die Sonne scheint, regnet es. An einer Verpflegungsstation werde ich von einer netten Helferin gefragt, ob Sie meine Brille trocken putzen soll. Das ist nett, obwohl es leider nicht viel bringt, denn nach wenigen Metern sind die Gläser wieder total verregnet. Den Verpflegungspunkt 7, bei Kilometer 43, erreiche ich nach knapp 4:30 Stunden. Genau die Hälfte der Strecke ist dan am 8. Verpflegungspunkt erreicht. 5:11 Stunden sind seid dem Start vergangen. Das ist super, insbesondere auch deshalb, da ich mich noch sehr gut fühle. Ich mache mir nun berechtigte Hoffnungen, dass ich vor 15 Uhr die Ziellinie in Fröttstädt überqueren kann. 20 Kilometer weiter sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Mir geht es deutlich schlechter. Auf flacher Strecke muss ich zwar nicht gehen, aber die Laufgeschwindigkeit ist leider nicht mehr so wie es wünschenswert wäre. Wenn es so langsam weiter geht, kann ich die 10 Stunden plus x vergessen, wobei ich aber nicht weiß wie schwierig oder bergig die folgenden Kilometer sein werden. Oft ist es nun relativ einsam auf der Strecke. Manchmal ist weit und breit niemand zu sehen, bevor dann plötzlich mal wieder jemand an mir vorbei läuft. Beruhigend ist, dass das dann aber meistens Teilnehmer am 4er-Staffellauf sind. Klar, das ich da nicht mehr mithalten kann. Endlich, so gegen 11:00 Uhr, hört es dann auch mal auf zu regnen. Damit hätte ich kaum noch gerechnet. Ein ganz neues thüringenUltra Gefühl stellt sich ein. Schon von weitem ist die Musik zu hören, die vom Verpflegungspunkt bei Kilometer 95 herüberschallt. Dort wird man angesagt und einige Cheerleader machen für einen Stimmung. Schade, dass ich keine Kamera dabei habe und schnell weiter muss. Nur noch 5 Kilometer. Es ist nun sicher, dass die sub 11 Stunden nicht zu packen sind, aber evtl. ja die 11:11 Stunden? Dann darf ich aber nicht mehr rumtrödeln, weshalb ich auch den letzten Verpflegungspunkt bei Kilometer 98 links liegen lasse. Die letzten paar Meter werden auch ohne weitere Flüssigkeitsaufnahme zu schaffen sein. Kurze Zeit später bin ich endlich zurück in Fröttstädt. Noch ein paar hundert Meter, rechts rum, dann rein in den Zielkanal und wenige Sekunden später durch das Ziel. Zum losen Ziel von sub 11 Stunden hat es zwar nicht gereicht, aber mit der Schnapszeit von 11 Stunden und 11 Minuten beim 11. thüringenUltra bin ich dann auch zufrieden. Obwohl, 19 Sekunden hätte ich sicher noch irgendwo herausholen können, dann wären es 11:11 Stunden und 11 Sekunden gewesen. Nach einer Dusche im Duschcontainer, einer leckeren, kostenlosen Gulaschsuppe und ein paar Weizen, mache ich mich dann noch am Nachmittag auf den Rückweg nach Osnabrück. Schon nach ein paar Kilometern merke ich dann aber leider, dass der Tag doch recht lang und anstrengend war und mir die Augen zufallen, weshalb ich mir aus Sicherheitsgründen eine einstündige Schlafpause auf einem Parkplatz gönne. |
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