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90. Comrades Marathon von Durban nach Pietermaritzburg am 31.05.2015

Bill Rowan Medaille
Bill Rowan Medaille - Comrades Marathon 2015
Back-to-Back Medaille
Back-to-Back Medaille - Comrades Marathon 2015 Back-to-Back Medaille - Comrades Marathon 2015

Link: Comrades Marathon | Startliste | Ergebnis | Streckenkarte (pdf) | Urkunde
Do., 28.05. Um 21:45 Uhr startet mein Emirates Flug von Düsseldorf nach Dubai.
Fr., 29.05.Gegen 6:00 Uhr Ortszeit (+2 Std.) ist Dubai erreicht. Nach knapp 5 Stunden Rumhängerei geht es endlich weiter. 7,5 Stunden später ist dann auch um 17:30 Uhr (-2 Std.) Durban erreicht. Mit einem 19-Sitzer Minibus geht es nun noch für günstige 80 Rand (=7,50 Euro) in mein ca. 35 Km entferntes, zentral gelegenes Hotel. Jeder Fahrgast wird direkt an seinem Hotel abgesetzt. Da mein Hotel erwartungsgemäß fast am Ende der Strecke liegt, bin ich fast der Letzte der aussteigt.
Sa., 30.05.Beim Wimpy frühstücken, Startnummern abholen, rumhängen, ein wenig rumlatschen, ausruhen, für's Frühstück einkaufen gehen, Sachen sortieren und ausruhen. Das war's für heute. Obwohl ich vermutlich wieder ein wenig zu viel rumgelatscht bin, fühle ich mich ganz gut. Wenn mein linker Problemfuß hält, bin ich für morgen ganz guter Dinge.
So., 31.05. Von meinem Hotel sind es nur 1 1/2 Blocks bis zum Start. Als ich meinen Kleiderbeutel für Pietermaritzburg abgeben möchte, ist vor dem Abgabe-LKW nur eine mittellange Schlange. Leider wird die aber überhaupt nicht kürzer. Statt nun hier eine halbe Stunde zu warten, gehe ich lieber zum Hotel zurück und lasse meinen Beutel dort. Wirklich wichtige Dinge, die man unbedingt im Ziel benötigt, sind da eh nicht drin. Geduscht wird dann eben erst, wenn ich wieder zurück in Durban bin.
Ich laufe heute mit einer Orange farbenen Startnummer. Das bedeutet, dass ich im Vorjahr meinen 1. Comrades absolviert habe und damit Anwärter auf die Back-to-Back Medaille bin. Die Back-to-Back Medaille bekommt man, sofern man innerhalb des 12-Stunden Zeitlimits das Ziel erreicht. Das sollte aber nicht das Problem sein, sofern mein Fuß durchhält. Mein eigentliches Ziel ist es, mir die "Bill Rowan Medaille", für eine Zeit unter 9:00 Stunden, zu holen. Im letzten Jahr hatte ich dieses Ziel ja leider um 13 Minuten und 48 Sekunden verpasst. Der heutige Up-Run ist zwar 1,3 Kilometer kürzer als der Down-Run im letzten Jahr, dafür sind aber 600 zusätzliche Höhenmeter zu "erklimmen". Insgesamt sind das dann 1800 Meter bergauf und 1200 Meter bergab. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist es heute schon um fünf Uhr morgens richtig muckelig warm. Wegwerfklamotten benötigt man jedenfalls nicht. 45 Minuten vor dem Start gehe ich in meinen Startblock C, da ich möglichst weit vorne stehen möchte, weil für die entsprechende Medaille nur die Bruttozeit maßgeblich ist.
Logo Der Start, pünktlich um 5:30 Uhr, ist wie immer sehr stimmungsvoll. Zunächst die Nationalhymne, die von vielen Teilnehmern mitgesungen wird, danach der obligatorische Hahnenschrei und wenige Sekunden später wird mit einen Kanonenschlag das Feld mit knapp 17000 Läufern auf die Reise geschickt.
Obwohl die Straße 6-spurig ist, ist es, wie so oft zu Beginn, ein wenig drängelig. Aber schon bald hat sich das Feld auseinandergezogen, da auch die nächsten 15-20 Kilometer auf schön breiten Autobahnen gelaufen werden. Ich werde es in diesem Jahr ein wenig ruhiger angehen lassen, was mir auch schon deshalb nicht schwerfällt, da es die meiste Zeit leicht bergauf geht. Leider verpasse ich den ersten Verpflegungspunkt bei Kilometer fünf. Das ist aber zu verschmerzen, da ab jetzt ca. alle 2,5 Kilometer eine Verpflegungsstelle kommen wird. Dort werden dann jedes mal Wasser und verschiedene Isogetränke in 0,15 Liter Plastikschläuchen gereicht. Die reisst man dann mit den Zähnen auf und kann sich dann das meistens gut gekühlte Zeug einverleiben oder über den Kopf oder sonstwo hingießen. Weiterhin gibt es auch eigentlich immer Cola in kleinen Pappbechern.

Mit meinem km-Schnitt um die 6 Minuten bin ich ganz zufrieden, jedenfalls wenn es bergauf geht, und das geht es meistens. Bei Kilometer 10 meldet sich mein Problemfuß mit einem leichten Ziehen. Es beunruhigt mich etwas, aber glücklicherweise wird es nicht schlimmer. Auch aufgrund der vielen Zuschauer an der Strecke und Stimmungsnestern vor und danch den Verpflegungspunkten, ist es recht kurzweilig. Bald ist der erste Marathon geschafft und dann die erste Hälfte. Es geht mir noch sehr gut, aber wie lange noch? Einen grossen Zeitpuffer konnte ich mir nicht rauslaufen und deshalb könnte die erste Schwächephase auch schon die Nichterreichung meines Zeitzieles bedeuten.

Bei ca. Kilometer 55 werde ich vollkommen überraschend von dem "9-Stunden-Bus" überholt. Das ist eine, mind. 300 Läufer umfassende Gruppe, die dem 9-Stunden Pacemaker folgt. Mir war nicht bekannt, dass es hier Pacemaker gibt. Das ist jetzt ganz schlecht. Bin ich so langsam geworden? Langsam aber stetig zieht der "Bus" davon und das in einem ganz eigenartigem Stil. Sie laufen ein paar Minuten und dann geht die Gruppe wieder eine kurze Zeit. So etwas habe ich ja noch nie gesehen. Das sieht lustig aus, obwohl mir nicht zum Lachen zumute ist. Im Gegenteil, das deprimiert mich ein wenig, dachte ich doch bisher, dass ich eigentlich noch in der Zeit bin, sofern ich keine Pausen einlege.

Mitten in einer Depri-Phase denke ich, dass ich ja den vor mir liegenden Hügel auch mal ein kurzes Stück hochgehen könnte, schließlich machen das die anderen Läufer ja auch und die 9-Stunden kann ich vermutlich auch nicht mehr schaffen. Als ich gerade in eine kurze Marschierphase übergehen will merke ich, dass ich einen Krampf im Unterschenkel bekommen könnte wenn ich noch langsamer werde. Da ich das Risiko nicht eingehen möchte, beschließe ich einfach weiter zu laufen. Es sind aber noch über 30 Kilometer. Ob ich das auch bis zum Ende durchhalten kann? Das ist doch mehr als fraglich.

Noch 20 Kilometer bis zum Ziel. Bis jetzt habe ich durchgehalten. Fotos mache ich keine mehr. Ich muss mich konzentrieren und schauen, dass ich an den Verpflegungsstellen immer alles schnell grapschen kann was ich benötige. Das sind 2 bis 3 Wasserschläuche, evtl. noch einen Isoschlauch und immer einen Becher Cola um den Magen zu beruhigen. Immer mal wieder nehme ich auch Apfelsinenstückchen. Am liebsten die Gesalzenen. Die gibt es glaube ich nur hier beim Comrades. Auch die gekochten und gesalzenen Kartoffeln sind eine Comrades Spezialität und durchaus zu empfehlen, wenn man sie runter bekommt. Viele Zuschauer beschränken sich nicht nur auf das Anfeuern der Teilnehmer mit Namen oder Vereinsnamen, sondern betätigen sich auch als inoffizielle Supporter indem sie Salz, Kekse und andere Kleinigkeiten anbieten. Der Comrades ist nicht nur der größte Ultramarathon weltweit, sondern auch einer der Läufe mit der besten Stimmung an der Strecke. Das gute Wetter heute, mit ca. 30 Grad im südafrikanischen Winter, hilft da sicherlich auch. Mir wären ein paar Grad weniger aber vermutlich lieber gewesen.

Um Kilometer 75 sehe ich wieder den 9-Stunden-Bus vor mir. Ich merke, dass ich langsam aber sicher auf die Gruppe auflaufe. Bin ich schneller geworden oder die langsamer? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Jedenfalls lege ich weiterhin keinerlei Gehpausen ein. Kurze Zeit später habe ich die Gruppe eingeholt und da sie mega penetrant die gesamte Breite der zweispurigen Straße versperren, muss ich auf den Randstreifen in den Dreck ausweichen um vorbei zu kommen. Mir ist klar, dass ich die 9-Stunden Marke nur noch schaffen kann, wenn ich in meinem jetzigen Tempo weiterlaufe und keine Gehpausen mehr einlege. Aber dann ist es machbar! Von daher wundere ich mich ein wenig über das Tempo vom 9-Stunden-Bus.

Weiter geht es. Die letzten schwierigen Hügel bei "Polly Shortts", um die 10 Kilometer vor dem Ziel. Mehrere Kilometer zünftig bergauf. Alle gehen, ich laufe. Wenn ich die Hügel ohne zu schwächeln hochkomme, hab' ich's. Meine Beine merke ich schon lange nicht mehr. Keine Schmerzen, kein garnichts. Alle Wehwehchen rausgelaufen. Zwar schweinelangsam, aber das reicht um einen nach dem anderen zu überholen. Aber das ist ja egal. Mir geht es nur um die Sekunden die ich damit gutmache. Ich bin oben. Ja!!

Nur noch läppische 5 Kilometer. Jetzt kann nichts mehr passieren. Für jeden Kilometer habe ich noch bestimmt sieben Minuten übrig. Das ist lachhaft. Die "Bill Rowan Medaille", für eine Zeit unter 9 Stunden, ist mir sicher. Ich werde ein ganz klein wenig euphorisch. Jetzt habe ich auch wieder Zeit und Muße ein paar Bilder zu machen. Pietermaritzburg ist erreicht. Drei Kilometer noch. Nur eine mickrige Waldrunde durch den Hörner Bruch. Zwei Kilometer. Der letzte Kilometer. Rein ins Stadion. Noch eine wunderbare halbe Runde und dann durch's Ziel.



Ich bekomme die ersehnte Medaille und wenig später, aufgrund meiner orangenen Startnummer, auch die Back-to-Back Medaille. Heute geht es mir deutlich besser als im letzten Jahr. Kein brennen in den Beinen und ich muss mich auch nicht unbedingt hinsetzen.

Im "International Tent" treffe ich einige Bekannte und Lauffreunde wieder. Shereen aus dem letzten Jahr, Dave, Joasia (8. Frau in 7:00 Std.!), James und Ian aus meinem Zelt von der Atacama Crossing 2010 und Oliver Leu (7:15 Std.), einer der deutschen Cracks im 24-Stundenlauf.
Ein Highlight ist immer der Ablauf des 12-Stunden Zeitlimits. Einigen fehlen nur wenige Sekunden um erfolreich zu finishen, andere trudeln noch Minuten später durch das Ziel. Nur eine Medaille gibt es dafür nicht mehr. Danach geht es mit dem Bus zurück nach Durban. Jedenfalls nachdem sich der einstündige Stau auf der Zufahrtstraße aufgelöst hat.
Mo., 01.06. Ich fahre mit einem Minibus die 2 Kilometer bis zum Southbeach (5 Rand, ca. 40 Cent). Dort frühstücken mit Shereen und Fred. Danach ist durch die Gegend latschen angesagt um u.a. auf dem Markt für 35 Rand ein Kilo Pommesgewürz zu kaufen, denn die zweihundert Gramm aus dem Vorjahr sind aufgebraucht. Am Abend schaue ich mir das Bundesliga Relegationsspiel KSC-HSV an, dass in irgendeinem südafrikanischem Sportkanal übertragen wird.
Di., 02.06. Nach dem Frühstück bei Spurs geht es mit dem Minibus zum Southbeach zum relaxen und Wellen bekämpfen. Danach gönne ich mir noch ein Steak nach Art "original african style" und um 15:00 Uhr, in diesem Jahr überpünktlich, steht der bestellte Bus für den Transfer zum Flughafen vor dem Hotel. Die knapp 30-minütige Fahrt dauert 60 Minuten, da noch einige Leutchen von anderen Hotels abgeholt werden müssen. Um kurz vor 19:00 Uhr dann Abflug nach Dubai.
Mi., 03.06. Ankunft in Dubai um 5:30 Uhr Ortszeit (+2 Std.), nach 7 1/2 Stunden Flug. Ich kaufe mir für die "Metro" ein Tagesticket für 24 Dirham (ca. 6 Euro). Eine halbe Stunde dauert die Fahrt bis zur Station Burj Khalifa. Wenn ich schon in Dubai über 9 Stunden Aufenthalt habe, möchte ich die Zeit nutzen um das höchste Gebäude der Welt zu "erklimmen". Leider darf man da nicht hochlaufen, sondern man muss den Fahrstuhl benutzen. Die Fahrt in die 124. Etage kostet 125 Dirham, immerhin auch schon 30 Euro. Will man noch ca. 30 Etagen weiter nach oben, kostet es gleich 500 Dirham. Das finde ich ein wenig übertrieben und so soll mir heute die 124. Etage reichen. Danach noch ein wenig durch die Dubai-Mall latschen und per Metro die Wolkenkratzer der Stadt wegglotzen. Gegen 15:00 Uhr Abflug nach Düsseldorf. Nach guten 6 Stunden Flug, Ankunft um 19:00 Uhr (-2 Std.). Dann weiter mit dem Zug und um 23:15 Uhr ist der Comrades Trip beendet.
p01

result Startnummer 12571

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last update: 07.06.2015